Wie ihr mithilfe von KI für mehr Barrierefreiheit in eurem WordPress Blog sorgen könnt

Über das Thema der Barrierefreiheit habe ich in meinem Blog schon des Öfteren geschrieben. Für mich ist Barrierefreiheit einer der Punkte, die nach wie vor massiv unterschätzt oder gar gänzlich ignoriert werden, jedoch absolut bedeutungsvoll sind und zudem immer wichtiger werden. Unter anderem deshalb, weil auch die EU inzwischen ein sogenanntes Barrierefreiheitsgesetz (European Accessibility Act) auf den Weg gebracht hat. Dieses soll im Grunde dafür sorgen, dass auch digital niemand mehr benachteiligt wird und Barrieren somit vollständig abgebaut werden.

Barrierefreiheit ist aber nicht erst seit dem European Accessibility Act wichtig. Barrierefreiheit war schon immer bedeutungsvoll, da Menschen mit Beeinträchtigungen eine stark unterschätzte Zielgruppe sind. Doch auch sie kaufen und konsumieren Produkte sowie Inhalte. Diese Personengruppe nicht auszuschließen, ist nicht nur das einzig Richtige, sondern auch das wirtschaftlich Sinnvolle. Schließlich sind auch Menschen mit Einschränkungen eine wichtige Klientel. Allerdings eine, die nur selten als eine solche gesehen und demnach beständig vernachlässigt wird.

Heute widme ich mich daher den aktuellen und kommenden Trends in Hinblick auf eine größtmögliche Barrierefreiheit. Außerdem versuche ich euch möglichst einfach aufzuzeigen, wie ihr diese schnell und unkompliziert innerhalb eurer WordPress Website umsetzen könnt. Schauen wir uns also an, was Barrierefreiheit ausmacht und wie ihr sie für euch und eure Website bestmöglich umsetzen könnt. Vor allem aber, wie KI dabei behilflich ist, dass Barrierefreiheit so einfach wie noch nie wird.

Was meint Barrierefreiheit überhaupt?

In meinem Artikel zur Barrierefreiheit in WordPress habe ich bereits sehr genau darauf hingewiesen, dass Barrierefreiheit nicht missverstanden werden darf. Die Definition muss deshalb klar sein, um nicht alle möglichen Features zu integrieren, die niemandem so richtig helfen. Gleichzeitig sind es nicht nur Menschen mit Behinderungen, die von der Barrierefreiheit profitieren oder diese benötigen, um Angebote nutzen und konsumieren zu können.

Nehmen wir etwa alte Menschen. Oft lässt im Alter die Sehkraft stark nach und moderne Elemente, wie ein neuartiges Menü, werden nicht mehr richtig verstanden. Manch einer versteht vielleicht auch gar nicht, was ein Link ist, wenn dieser nicht entsprechend unterstrichen wurde. Es sind Kleinigkeiten für uns, die bei anderen für extreme Verwirrungen sorgen. Weil nicht jeder die Websites so sieht, wie wir, die wir alltäglich damit zu tun haben.

Barrierefreiheit kann aber auch in Zusammenhang mit alter Technik stehen. Computer und Internetanschlüsse, die besonders langsam laden, sind dafür ein verständliches Beispiel. Was ist die Alternative für das große Bild oder Video auf eurer Website? Gibt es überhaupt eine Alternative, die von solchen Menschen gesehen und verstanden werden kann? Was passiert, wenn solche Elemente nicht geladen werden können?

Barrierefreiheit hat somit nicht immer mit Behinderungen zu tun, sondern eher mit Barrieren im Allgemeinen. Also mit Einschränkungen, die dazu führen, dass Angebote nicht wie vom Anbieter gedacht konsumiert werden können. Diese gilt es entsprechend zu berücksichtigen.

Neuartige Screenreader unterstützen

    Wer sich mit dem Thema Barrierefreiheit beschäftigt, der wird früher oder später auf den Begriff »Screenreader« stoßen. Für Menschen mit Beeinträchtigung sind Screenreader ungemein wichtig, da speziell Menschen mit Sehbehinderungen Websites und Apps verwenden können, die für sie ansonsten nicht nutzbar wären. Doch auch hier sind Veränderungen in der Technik sichtbar, die nicht übersehen werden sollten.

    Augen-Tracking oder sogenanntes Umgebung-Tracking per App und vieles mehr ist aktuell auf dem Vormarsch. Auch wenn diese Techniken sich nicht für jede Art von Beeinträchtigung eignen, sind es doch auch neue Technologien, die es im Blick zu behalten gilt. Seeing AI ist eine solche noch recht neuartige App (https://www.seeingai.com) und vielleicht sind es später auch mal VR/AR Headsets, die Menschen mit Behinderungen dabei helfen werden, Inhalte einfacher zu konsumieren und zu verstehen.

    Es geht dabei allerdings nicht darum, all das blind zu unterstützen. Es geht vielmehr darum, nicht immer nur das Grundlegende umzusetzen, sondern auch selbst mal über den Tellerrand hinauszuschauen. Habt ihr euch jemals in solchen Communitys umgehört und gefragt, was dort wirklich verwendet wird und vor allem wie? Die meisten treffen ihre Entscheidungen auf Basis pauschaler Empfehlungen, die oft von Menschen getroffen werden, die diese Tools gar nicht verwenden und nicht darauf angewiesen sind. Was also nutzen diejenigen, die tatsächlich betroffen sind? Das gilt es herauszufinden.

    Automatisch generierte Untertitel

      Automatisch generierte Untertitel gelten bei vielen als Schwachsinn von TikTok/Instagram. Ihr wisst schon, diese kurzen, oft stupiden Videos, die dann auch noch untertitelt werden, damit sie problemlos ohne Ton konsumiert werden können. Was bei dieser Art von Inhalt oft eher merkwürdig erscheint, spielt auf Websites dann durchaus eine tragende Rolle. Denn die meisten Unternehmen präsentieren sich inzwischen auch in Form von Videoinhalten.

      Dabei wird häufig vergessen, dass es Besucher und infolgedessen Kunden gibt, die nicht richtig sehen oder hören können, sowie andere Beeinträchtigungen besitzen, die dazu führen, dass visuelle Inhalte schwieriger verstanden werden. Erklärende Untertitel und beschreibende Texte in der nahen Umgebung solcher medialen Elemente sind deshalb essenziell wichtig für das Verständnis. Und wer Kinder hat wird sicher auch Instagram ohne Ton konsumieren.

      Dank moderner Technik und KI-Tools wie Whisper von OpenAI lassen sich problemlos Audioaufnahmen in Transkripte konvertieren und somit automatisch einbetten. Untertitel müssen also gar nicht mehr händisch getippt oder überhaupt angepasst werden. Dank moderner Technik sollte es damit jedem möglich sein, entsprechende Untertitel anzuzeigen. Etwas, was früher eben nicht ganz so einfach umsetzbar und mit viel Arbeit verbunden war. Heute ist Barrierefreiheit hingegen einfacher denn je. Warum also darauf verzichten?

      Texte auch als Audio anbieten

        Auch Text to Voice ist ein Aspekt, der keinesfalls unterschätzt oder ignoriert werden darf. Denn Lesen ist nur dann möglich, wenn Schriftart, Schriftgröße und die eigenen Augen einem keinen Strich durch die Rechnung machen. Barrierefreiheit bedeutet hier also, dass das Geschriebene auf Wunsch auch akustisch als gesprochene Audio-Version wiedergegeben wird.

        Das war früher nur möglich, indem jeder Artikel einzeln eingesprochen wurde. Oft waren solche Angebote teuer oder eben mit viel Aufwand verbunden, wenn es eigenständig übernommen werden sollte. Zeit Online zum Beispiel bietet seit einiger Zeit fast alle Artikel auch als automatisch von KI generierte Audio-Version an. KI ist beim Vorlesen inzwischen derart flüssig und akkurat geworden, dass der Unterschied zwar noch auffällt, aber nicht mehr so stark ins Gewicht fällt. Es ist schlichtweg eine akzeptable und gut hörbare Lösung.

        Im Zuge der Barrierefreiheit ist es ohnehin viel wichtiger, überhaupt eine Alternative anzubieten. Wer nicht lesen kann, kann die Inhalte dann nämlich zumindest hören. Damit wird die Zielgruppe automatisch erweitert oder besser gesagt, wird wohl eher keine Zielgruppe mehr vernachlässigt. Somit erreicht ihr Menschen, die ihr ansonsten gar nicht erreicht hättet. Gleichzeitig vernachlässigt ihr niemanden, der in diesem Sinne beeinträchtigt ist und eure Inhalte anders nicht konsumieren könnte.

        Gebärdensprache via Avatar umsetzen

          Für Kommunen, Kreise, Städte, Gemeinden und Bezirke gibt es einen Gebärdensprache-Avatar (https://www.gebaerdensprach-avatar.de) in Form eines Baukasten-Prinzips. Bislang übersetzt dieser nur die Inhalte, die ohnehin oft gleich erscheinen. Er eignet sich also nicht für Websites aller Art, sondern wirklich nur für Kommunen, Kreise, Städte, Gemeinden und Bezirke. In Zukunft könnte sich das aber ändern, da KI so etwas durchaus ermöglichen könnte. Wenn es denn gewollt ist, denn für gewöhnlich beschränken sich neue Techniken erst einmal auf sehr kommerzielle Aspekte oder Inhalte.

          Den Gebärdensprachen-Avatar finde ich persönlich am interessantesten. Er zeigt, was theoretisch möglich wäre, wenn die aktuell sehr gehypte KI für etwas wirklich Sinnvolles, wie Barrierefreiheit, eingesetzt werden würde. 
          KI würde dann nicht nur Texte übersetzen, Untertitel erzeugen oder eine sogenannte leichte Sprache kreieren, sondern ebenso problemlos Gebärdensprache hinzufügen, wo sie zuvor nicht denkbar war. Das könnte für benachteiligte Menschen ein echter Gamechanger sein.

          Barrierefrei durch Mehrsprachigkeit

            Eine weitere Möglichkeit, barrierefrei zu sein, ist es, den eigenen Content in allen Sprachen anzubieten. Das löst zumindest das Problem möglicher Sprachbarrieren. Wer jetzt glaubt, er müsste teure Übersetzungen bezahlen, hat den Stand der aktuellen KI unterschätzt. Tools wie HeyGen (https://www.heygen.com) übersetzen auf Knopfdruck und das derart detailgetreu, dass es einem regelrecht unheimlich werden kann.

            Selbst Muttersprachler sprechen oft davon, wie exakt und akzentfrei die KI-Übersetzungen sind. Das Besondere bei dieser Art von Tool ist zudem, dass es euer Video nicht nur übersetzt, sondern auch Lippenbewegungen anpasst und nachahmt. Wie eine Art Deepfake werdet ihr also zum Sprachkünstler und kaum jemand kann noch erkennen oder ahnt überhaupt, dass ihr nicht in eurer eigenen Sprache sprecht.

            Das ist ziemlich cool und eröffnet die Möglichkeiten, neue Zielgruppen in anderen Ländern zu erreichen. Zugegebenermaßen ergibt das nicht für alle Einsatzgebiete Sinn und Videoinhalte hat auch nicht jeder. Allerdings lassen sich KI-Übersetzungen ebenso in Textform erstellen, um mehrsprachige Websites per Knopfdruck erzeugen zu können.

            European Accessibility Act

            Da ich einen sehr ausführlichen Artikel zum European Accessibility Act geschrieben habe, möchte ich das Thema hier nur kurz anreißen. Denn auch wenn dieser überaus komplex erscheint, ist der Grundgedanke und Kern der Idee eigentlich ganz einfach zu verstehen.

            Der European Accessibility Act steht für einheitliche Barrierefreiheitsanforderungen. Diese sind vorgesehen für Angebote, die als besonders wichtig für Menschen mit Behinderungen sind. Ähnlich, wie wir in der realen Welt also auch Leitlinien für Blinde und Fahrstühle für Behinderte vorsehen, soll dies nun auch digital umgesetzt werden. Indem bestimmte Aspekte für die Barrierefreiheit schlichtweg verpflichtend gemacht werden. Jedenfalls dann, wenn die Wahrscheinlichkeit groß ist, dass Menschen mit Beeinträchtigungen nicht um das Angebot herumkommen.

            Wer mehr darüber wissen möchte, sollte sich in meinen Artikel zum European Accessibility Act einlesen. Dort gehe ich auf alle Einzelheiten ein. Unter anderem auch darauf, wer vom European Accessibility Act betroffen ist und die Maßnahmen entsprechend umsetzen muss.

            KI und Zukunft der Barrierefreiheit

            Künstliche Intelligenz sorgt bereits jetzt dafür, dass Websites barrierefreier werden. Wo früher noch viel Handarbeit erforderlich war, übernimmt inzwischen nämlich die KI und sorgt somit fast automatisch dafür, dass immer mehr Menschen barrierefrei denken. Schließlich ist der Mehraufwand mit KI-Technologie überschaubar und somit nicht mehr nur für große Unternehmen zu stemmen. Plötzlich kann jeder barrierefrei sein.

            Auf der anderen Seite müsst ihr vorsichtig sein. Nicht jeder KI-Hype ergibt gleich Sinn und nicht alles, wo Barrierefreiheit draufsteht, ist auch tatsächlich barrierefrei. Manchmal geht es nur darum, ein Produkt zu verkaufen, was Menschen mit Beeinträchtigungen gar nicht nutzen oder verwenden würden. Auch hier muss Recherche betrieben werden.

            Es bringt nichts, vermeintlich barrierefrei zu denken, dann aber die Menschen, die davon betroffen sind, außen vorzulassen. Screenreader sind hier nach wie vor viel im Einsatz und eben weniger moderne Apps, deren Support vom Wohlwollen der Entwickler abhängt oder die viel Geld kosten, um genutzt werden zu können. Hier müsst ihr immer abwägen, was Sinn ergibt und was nicht. Vor allem aber, was Menschen mit Beeinträchtigungen wirklich verwenden und was nur den Anschein erweckt, damit ihr es unterstützt.

            Bild eines Logos von Discord

            1 Kommentar

            • Super wichtiges Thema! Toll, dass du so viel darüber bringst. Bin nur eine stille Leserin aus Deutschland, aber solche Trends verfolge ich gerne und schaue dann, was ich umsetzen kann. Viel zu viele Seiten machen einen auf hübsch, sind aber für behinderte Menschen unlesbar und schon gar nicht zu bedienen.

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