WordPress 6.4 ist ein genialer Performance-Boost, aber ohne ein wichtiges Feature nur halb so schön wie gedacht

Die Performance von WordPress ist von Anfang an ein ziemlich großes Thema in der Community. Schon in sehr frühen Versionen zeigte sich nämlich, dass das Content Management System alles andere als performant ist. Schnell wurde WordPress als besonders träge und behäbig abgestempelt und trotz Erfolg auf ganzer Linie bleibt die Performance mit der größte Kritikpunkt an dem CMS.

An ebendieser hat das Team hinter WordPress zwar immer mal wieder etwas getan und sie somit über längere Zeiträume hinweg entsprechend optimiert, doch so richtig Fahrt nahm das Thema dabei eigentlich nie auf. Vermutlich auch deshalb, weil sich die meisten Nutzer nur wenig mit der Technik hinter WordPress auseinandersetzen und es somit ein Charakteristikum ist, welches auf nur vergleichsweise wenig Interesse stößt. Wozu also die Performance verbessern, wenn sich niemand ernsthaft dafür interessiert?

Zum Ende des Jahres lässt es sich das Team nun aber dennoch nicht nehmen, noch einmal mit einem Rundumschlag an der Performance von WordPress zu schrauben. Das geschieht tatsächlich sehr eindrucksvoll, da unzählige Punkte auf einmal angegangen werden. Um das WordPress Update 6.4 und dessen Einzelheiten geht es jetzt auch im Artikel.

Performance Optimierungen am WordPress Core

Die größten Veränderungen, oder wohl eher Verbesserungen, sind direkt am WordPress Core vorgenommen worden. Das Performance-Team von WordPress konnte hier durch verschiedene Anpassungen, die serverseitigen Zugriffszeiten um bis zu 4 Prozent verbessern. Wer jetzt denkt, dass 4 Prozent eigentlich recht wenig sind, der hat vermutlich nicht allzu viel mit Performance-Optimierung zu tun. Dort geht es nämlich häufig um wenige Prozent, die dann aber den großen Unterschied ausmachen.

Rechnen für das bessere Verständnis mal kurz durch, wie viel 4 Prozent von einer Minute Ladezeit wären. Immerhin 2,4 Sekunden. Oder das Thema der Webfonts. Wenn ich eine Variable Webfont mit 100 Kilobyte um 10 Prozent verkleinere, habe ich 10 Kilobyte an Daten gespart, die nicht erst übertragen werden müssen. Wenn WordPress also 4 Prozent schneller ist, dann klingt das zwar wenig, ist aber viel. Denn genau um solche kleinen Optimierungen geht es bei der Performance.

Das bestehende WordPress Theme Twenty Twenty-Three konnte demnach ebenfalls beim Largest Contentful Paint (LCP) zulegen, und zwar um sage und schreibe 9 Prozent. Es lädt also 9 Prozent schneller als bisher, was beachtlich ist. Schließlich wurde auch vorher schon fleißig optimiert und angepasst, um genau diese wichtigen (auch für Google) Werte entsprechend zu verbessern. Doch es gibt noch mehr.

Weitere Leistungsverbesserungen von WordPress 6.4

Neben dem großen Elefanten im Raum, nämlich den eben bereits erwähnten Optimierungen am WordPress Core selbst, gibt es natürlich noch viele weitere Performance- und Leistungsverbesserungen, die mit WordPress 6.4 Einzug in das CMS erhalten. Diese Anpassungen beziehen sich dabei auf eine Vielzahl an unterschiedlichen Dingen, die zu erwähnen, einzeln fast unmöglich erscheint. Vor allem, da ich auch immer versuchen möchte, euch die Details zu jedem Punkt ein wenig näherzubringen. Denn was helfen Informationen ohne weiterführende Erklärungen dazu.

Insgesamt hat das Team hinter WordPress mit WordPress 6.4 jedenfalls über 68 Track-Tickets geschlossen, die alle einen besonders starken Bezug zu der Performance hatten. Es lässt sich also sagen, dass WordPress 6.4 ein Performance-Update geworden ist, welches zwar nicht viele Neuerungen mit sich bringt, die Stabilität und Leistung von WordPress im Allgemeinen aber noch einmal auffallend stark verbessern konnte.

Offiziell ist bei WordPress 6.4 »Shirley« von mehr als 100 Updates die Rede. Die meisten der getätigten Anpassungen optimieren dabei die Leistung von WordPress selbst. Die einen auf eine sehr offensichtliche, die andere auf eine weniger offensichtliche Art und Weise. Performance-Verbesserungen gibt es zum Beispiel beim Laden von Vorlagen in Themes, und Scripte in den Blöcken nutzen jetzt standardmäßig »async« bzw. auch »defer« als Attribut. Ach, und wo wir gerade bei den Themes sind, davon gibt es auch noch ein neues.

Das neue Twenty Twenty-Four WordPress Theme

Mit WordPress 6.4 hat es auch ein wunderschönes neues WordPress Theme mit in den Release geschafft. Das hört auf den Namen Twenty Twenty-Four und liefert, anders als viele andere Standard-Themes von WordPress, erstmals eine universelle Nutzung mit. Insgesamt drei unterschiedliche Bereiche werden mit Twenty Twenty-Four nahezu vollumfänglich bedient.

So liefert das neue WordPress Theme Pattern für Kreative (wie Fotografen), Blogger (oder auch kleinere Portale) sowie entsprechende Vorlagen für kleine und mittlere Unternehmen. Twenty Twenty-Four bedient also jede Zielgruppe gleichermaßen und ist damit besonders vielseitig einsetzbar. Insgesamt hat das Team auffällig darauf geachtet, dass Twenty Twenty-Four entsprechend anpassungsfähig und somit vielseitig einsetzbar ist.

Genau das ist auch wirklich geglückt. Selten gab es ein WordPress Theme, welches so gut aussieht, so flexibel ist und noch dazu nichts vermissen lässt, egal in welchem Bereich ihr auch aktiv seid. Die Demo könnt ihr euch hier ansehen. Ein wirklich wunderbares und sehr effektives Theme, welches wir sicherlich noch öfter sehen werden, da es sich auch gut individualisieren und somit weiter anpassen lässt.

Schriftarten-Bibliothek fehlt leider weiterhin

Mit der Schriftarten-Bibliothek von WordPress sollte eigentlich ein großes neues Feature kommen, welches ziemlich bahnbrechend erschien. Für sich genommen ist die Schriftarten-Bibliothek aber gar nicht so etwas besonders. Dabei handelt es sich um eine Art Pop-up, mit dem Nutzer in WordPress eigene Schriften installieren können. Keine großartig neuen, sondern eben die üblichen verdächtigen Open Source Webfonts.

Das große Problem, welches zur Verzögerung führte, waren verschiedene Lücken in der Font API, die nicht so schnell geschlossen werden konnten und wohl auch nicht allzu bald geschlossen werden. Das Problem innerhalb der Font API ist dabei so groß, dass noch deutlich mehr Arbeit als gedacht ansteht. Einer der WordPress REST API Maintainer meinte in diesem Zusammenhang unter anderem:

»Ich muss sagen, dass ich über die Pull requests in ihrem derzeitigen Zustand sehr besorgt bin. Der Code folgt einfach nicht dem Stil des WP Cores und fühlt sich nicht nach WordPress an.«

Mit der Aussage wird recht deutlich, dass noch große Probleme bestehen. So bleiben viele Fragen offen, unter anderem, was mit den installierten Schriftarten geschieht, wenn der Nutzer, der sie hinzugefügt hat, entfernt wird. Werden die Schriften dann ebenfalls entfernt? Weiterhin fehlen Filter und Actions, die Registrierung von Schriftsammlungen kann nicht aufgehoben werden und die gesamte API-Struktur scheint derzeit eher verwirrend als hilfreich.

Das alles führt dazu, dass die Schriftarten-Bibliothek bis auf Weiteres in den Release von WordPress 6.5 verschoben wird. Ein bitterer Schritt, da viele Nutzer bereits sehnlichst auf die Font Library gewartet haben. Nun aber war es für das Team erst einmal wichtiger, keinen verbuggten und fehlerhaften Release zu riskieren. Stattdessen wurde bei WordPress 6.4 viel Wert auf den Bereich Performance gelegt, während neue Funktionen vorläufig zurückgestellt wurden.

Was es sonst noch für Änderungen gab

Neben dem neuen Theme, den enormen Performance Optimierungen und einer Verschiebung der Font Libary, gab es auch noch viele kleinere und größere Anpassungen, die nicht unerwähnt bleiben sollen. Einen eigenen Absatz haben diese nicht verdient, denn viel Erklärung bedarf es hier nicht. Stattdessen möchte ich euch die weiteren Änderungen von WordPress 6.4 kurz und knapp auflisten.

  • Neue Tastenkombinationen in der Listenansicht und Optimierungen an den Listen im Allgemeinen
  • Command Palette (Befehlspalette) erhält neue Befehle, um blockspezifische Aktionen durchzuführen
  • Patterns können nun in benutzerdefinierten Kategorien organisiert werden und die Filterung wurde noch intuitiver gestaltet
  • Erweiterte Designwerkzeuge, um von noch mehr individuelleren Gestaltungsmöglichkeiten Gebrauch zu machen
  • Neue Fullscreen Lightbox, die per Klick ganz einfach für einzelne Bilder oder global für die gesamte Website aktiviert werden kann
  • Neue Vorschaubilder für Galerie- und Bildblöcke in der Listenansicht, um direkt zu sehen, wo entsprechende Bilder verwendet werden
  • Pattern können nun als JSON-Dateien aus der Musteransicht des Editors heraus importiert und exportiert werden
  • Neue Block Hooks für Entwickler, die so dynamische Blöcke an unterschiedlichen Positionen realisierbar werden lassen
  • Barrierefreiheit durch Unterstützung neuer Aria-Labels und viele kleine Anpassungen, auch im Admin von WordPress (beachte diesbezüglich auch meinen Beitrag zur Barrierefreiheit)

Wir ihr sicherlich erkennen werdet, hat sich innerhalb von WordPress viel getan. Es sind viele kleine Anpassungen dabei, ebenso aber ein paar größere. Nur die erwähnte Font Libary hat es leider nicht in den Release geschafft. Vielleicht ist genau das aber auch besser so. Schließlich sind finale Features weitaus sinniger als halb fertige.

Aussichten auf das kommende WordPress 6.5

Wie immer bei WordPress, wurde auch WordPress 6.4 nach einem Jazz-Künstler oder besser gesagt nach einer Jazzpianistin benannt. Shirley, heißt der Release von WordPress 6.4 und richtet sich damit nach Shirley Horn. Die war bekannt für ihren langsamen und ruhigen Jazz-Stil, was in Anbetracht dessen, dass WordPress 6.4 gewissermaßen ein Performance-Update ist, geradezu ironisch erscheint.

Doch mit WordPress 6.4 ist der Weg noch lange nicht vorbei. Die Roadmap, die WordPress immer offen präsentiert, zeigt noch viel Platz für zukünftige Entwicklungen. Speziell das Gutenberg-Projekt durchläuft zurzeit verschiedene Phasen und wird beständig weiter ausgebaut und optimiert. Phase 1 war der neue Block-Editor, Phase 2 das Full Site Editing, Phase 3 sind Workflows als Echtzeit-Zusammenarbeit für kollaboratives Arbeiten und danach gibt es sicherlich noch genug Raum für weitere Ideen.

WordPress 6.5 ist zurzeit für den März 2024 eingeplant und wird beim Release dann hoffentlich die lang ersehnte Font Library integrieren. Anschließend kann das freie Zusammenarbeiten innerhalb von WordPress eingeleitet und ausgebaut werden. Der Weg ist nun jedenfalls geebnet, auch aufgrund des hervorragenden WordPress 6.4 mit seinen wichtigen Optimierungen.

Auch für mich war dieser Beitrag gewissermaßen ein Abschluss für das aktuelle Jahr. Mit WordPress 6.4 bringe ich derzeit viele Kundenprojekte auf den neuesten Stand, die im Dezember somit noch einmal einen großen Performance-Boost erleben werden. Im Blog lesen wir uns dann im Januar wieder, mit frischen Ideen sowie neuen Tipps und Tricks. Ein paar Einfälle habe ich schon, doch lasst euch überraschen. Bis dahin wünsche ich euch eine schöne Adventszeit und ein wunderbares Weihnachtsfest. Alles Gute und bis bald.

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