WordPress gibt es als Content Management System in zwei verschiedenen Varianten. Einmal die selbst gehostete Version von WordPress.org, die viele bevorzugen, sowie die Managed Hosting Version von WordPress.com, die monatlich Geld kostet, dafür aber auch alle technischen Aspekte für euch übernimmt. Beide haben somit ihre klare Daseinsberechtigung und auch ihre eigene Zielgruppe.
WordPress.com bietet seit Kurzem nun einen 100-Jahres-Plan an, der euch das Hosting inklusive Domain für sage und schreibe 100 Jahre garantieren soll. Doch was ist dran an dem Angebot? Ist es tatsächlich sinnvoll, einen Vertrag für 100 Jahre abzuschließen, oder gleicht der Service damit eher einer Bauernfängerei? Habe ich mich auch gefragt und mir das Ganze mal genauer angesehen, um darüber zu schreiben.
In diesem Artikel werde ich euch daher alle Details und natürlich auch meine persönliche Meinung zum 100-Jahres-Plan mitteilen. Denn wer weiß, vielleicht lohnt sich dieser am Ende doch noch für den ein oder anderen Blogger. Finden wir es einfach gemeinsam heraus.
Was ist der WordPress 100-Jahres-Plan?
Im Grunde ist der 100-Jahres-Plan von WordPress ein ziemlich verrücktes Angebot seitens Automattic. Das Unternehmen bietet euch damit nämlich eine Art All-In-One Abo an, mit dem ihr das Gesamtpaket für unglaubliche 100 Jahre buchen könnt. Klingt ziemlich verrückt, nicht wahr? Ist es auch, denn wer will sich schon 100 Jahre an einen bestimmten Dienstleister binden? Sinnvoll erscheint so etwas nur selten.
Im WordPress 100-Jahres-Plan erhaltet ihr eine Domain und den Service von WordPress.com für die erwähnten 100 Jahre. Statt die Domain also nur für maximal ein Jahrzehnt buchen zu können, sind es hier nun 100 Jahre. Mehrere Backups, spezifische Eigentümerprotokolle sowie 24/7 Premium Support gehören natürlich ebenfalls dazu. Ihr bekommt also das ganze Premium Paket.
Schlussendlich ist der Service von WordPress.com, also das Managed Hosting von eurem WordPress Blog, natürlich ebenso inkludiert. Der 100-Jahre-Plan ist also ein vollständiges Paket, welches für 100 Jahre alles enthält, was notwendig ist, um einen Blog bei WordPress.com zu betreiben. Ohne Zusatzkosten, ohne notwendige Upgrades. Aber Moment mal, ist das wirklich alles so perfekt gelöst?
Was kostet der 100-Jahres-Plan?
Viel Geld. Um genau zu sein, berechnet euch WordPress für den 100-Jahres-Plan 38.000 US-Dollar. Also umgerechnet etwa 35.000 Euro (je nach aktuellem Kurs). Das wären dann 380 US-Dollar oder ca. 350 Euro im Jahr und somit ca. 30 US-Dollar oder 28 Euro pro Monat.
Schauen wir uns die aktuellen Tarife bei WordPress.com an, wird deutlich, dass das ziemlich teuer ist. Ab 0 Euro geht es dort los, der 100-Jahres-Plan liegt im Bereich zwischen dem Business- und dem E-Commerce-Tarif. Kostet derzeit also eher um die 25 Euro. Wobei das nicht ganz fair ist, da der 100-Jahres-Plan die Inflation einberechnen muss und daher gar nicht günstiger sein kann, als das aktuelle Angebot mit identischer Leistung.
Im Grunde dennoch ein guter Vergleich, denn Business kostet 25 Euro im Monat, wobei die Domain ebenfalls inklusive ist. Backups und CDN übrigens ebenfalls. Für 300 Euro im Jahr, bekommt ihr also das, was ihr beim 100-Jahres-Plan ebenfalls bekommt. Jedenfalls sind die Angebote ziemlich ähnlich.
Ergibt der 100-Jahres-Plan Sinn?
Wie eben bereits aufgezeigt und errechnet, lohnt er sich rein finanziell gesehen absolut nicht. Sinn würde er für mich in diesem Bereich nur dann ergeben, wenn ich deutlich gegenüber den normalen Tarifen sparen kann. Also wenn mich mein Blog mit 100-Jahres-Plan, statt 300 Euro im Jahr, nur noch 200 oder 150 Euro kosten würde. Das geht aber nicht, weil die Inflation im Rahmen von 100 Jahren durchaus eine Rolle spielen dürfte. Also ist der 100-Jahres-Plan zum aktuellen Zeitpunkt schlichtweg teurer.
Das Locken mittels Preis ist, wie es scheint, aber auch gar nicht der Plan hinter dem Angebot. Denn wer, wenn nicht Großverdiener oder Unternehmer, sollten auf einen Schlag um die 35.000 Euro auf der hohen Kante haben, die sie mal eben in ihren Blog investieren? Das Marketing dahinter ist ein anderes, nämlich das Vermächtnis im Internet.
So heißt es auf der Angebotsseite: »Das Vermächtnis gestalten, ein Jahrhundert nach dem anderen«. Weiter unten wird sogar Matt Mullenweg, einer der Gründer von WordPress, zitiert, der davon spricht, diesen 100-Jahres-Plan als Geschenk für ein Neugeborenes zu nutzen. Was für eine absurde Idee für ein, sagen wir mal Taufgeschenk. Am Ende klingt das alles ziemlich verrückt.
Lifetime-Angebote sind nie Lifetime
Hinzu kommt ein Punkt, der viel zu wenig Beachtung findet. Lifetime-Angebote sind meist nicht für die »Lifetime« gedacht. Wir kennen das alle schon von Plugins oder anderen Services, wo Lifetime Abos ab einem gewissen Punkt beschnitten wurden oder neue Versionen erforderten. Bei Plugins heißt Lifetime oft, dass ihr das Plugin kauft, nach einem Jahr dann aber eine Update-Lizenz kaufen sollt. Das müsst ihr zwar nicht, ihr besitzt das Plugin immerhin auf Lebenszeit, doch faktisch bringt euch das gar nichts, wenn es keine Updates mehr erhält. Eine bekannte Masche ist also, die Update-Lizenzen unabhängig vom Plugin selbst zu vermarkten.
Dieselbe Gefahr sehe ich auch hier. Wie bitte kann ein Angebot für 100 Jahre gültig sein? Was ist, wenn in 50 Jahren komplett neue Features zum Standard werden? Sind diese dann auch inklusive oder müssen sie teuer hinzugebucht werden? Streng genommen habt ihr vor 50 Jahren schließlich keinen Vertrag abgeschlossen, der eine derartige Klausel enthielt. Die neue Technik gab es damals vielleicht noch gar nicht. Wie auch immer sie aussehen wird, spielt dabei keine Rolle, aber ich denke, ihr versteht, was ich damit meine.
Schon jetzt ist WordPress.com zudem nicht beschränkt. Was passiert denn, wenn ihr zu den 38.000 US-Dollar noch verschiedene Plugins kauft. Die haben heute fast alle ein jährliches Abonnement, die Kosten summieren sich also ebenfalls noch einmal um eine gewaltige Summe. Und wenn Automattic, die Firma hinter WordPress.com, plötzlich Pleite geht und kein Geld mehr hat, was passiert dann mit einem gebuchten 100-Jahres-Plan? Vermutlich endet die »Lifetime« dann.
Fazit zum 100-Jahres-Plan von WordPress
So richtig kann ich nicht verstehen, was die Gedanken hinter dem 100-Jahres-Plan von WordPress sind. Das Zitat klingt fast, als glaube Matt Mullenweg wirklich, dass Leute WordPress über Generationen hinweg verschenken und vererben wollen. Aber entspricht das dem aktuellen Status von Blogs und Websites? Wer darüber nachdenkt, wird vermutlich anderer Meinung sein.
Vielleicht ist es auch nur ein Werbegag oder Marketing-Stunt, vielleicht benötigt Automattic Kapital – keine Ahnung. Der 100-Jahres-Plan von WordPress wirkt jedenfalls skurril, fast schon unseriös. Wäre das Unternehmen nicht bereits bekannt und vertrauenswürdig, es würden bei mir alle Alarmglocken läuten.
Dann bleibt da noch eine rechtliche Frage. Ich bin kein Anwalt, aber dürfen derartige Angebote überhaupt so lange gehen? Bei Garantien ist nach 10 Jahren Schluss. Eben genau deshalb, weil kein Unternehmen einen längeren Zeitraum auf seriöse Weise garantieren kann. Wie ist das dann bei solchen Verträgen?
Für mich ist der WordPress 100-Jahres-Plan daher ein recht komisches Angebot. Als Aprilscherz wäre er passend. Er wirkt unseriös, meint es allem Anschein nach aber wirklich ernst. Dass den Plan jemand bucht, scheint für mich jedoch recht unwahrscheinlich zu sein. Nicht nur wegen des Preises, sondern aufgrund der vollkommenen Sinnlosigkeit.
Wie seht ihr das? Schreibt mir eure Meinung dazu unbedingt in die Kommentare, denn bei so einem abgedrehten Deal muss ich einfach wissen, wie WordPress-Nutzer das sehen. Würdet ihr euch 100 Jahre an WordPress.com binden, ja oder nein?
1 Kommentar
Lydia
LOL! Könnte ich mir gar nicht leisten so etwas. Wer kauft einen Tarif der 100 Jahr gehen soll ist doch total bescheuert oder nicht?