Vom eigenen Computer kennt ihr das bestimmt schon. Am Anfang läuft noch alles schnell und genau wie gewünscht, doch eines Tages habt ihr derart viel installiert, deinstalliert, kopiert, verschoben und umgestellt, dass irgendwie gar nichts mehr so richtig funktioniert. Alles wirkt mit einem Mal träge, zugemüllt und vielleicht habt ihr auch die ein oder andere Einstellung geändert, die jetzt nicht mehr rückgängig gemacht werden kann. Was euch dann übrig bleibt, ist ein vollständiges Zurücksetzten des Systems, denn danach läuft meist alles wieder wie am ersten Tag.
Bei WordPress ist das im Grunde ähnlich. Mit der Zeit, nachdem viele Plugins hinzugefügt und wieder entfernt wurden, erscheint das Content Management System zunehmend träge zu werden. Die MySQL-Datenbank ist zugemüllt mit Einträgen von Funktionen und Erweiterungen, die gar nicht mehr genutzt werden und ist angewachsen auf eine Größe, die nicht besonders effizient erscheint. Am Hosting liegt das nicht, sondern am Ballast, den sich WordPress selbst mit der Zeit geschaffen hat. Die Datenbank zu optimieren, kann helfen, bewirkt leider aber auch keine Wunder mehr.
Bleibt die Frage, was dann dagegen hilft? Solltet ihr WordPress direkt neu installieren oder besteht eine Möglichkeit, das CMS vollständig zurückzusetzen? Genau das möchte ich mir heute mit euch zusammen anschauen, da die Frage nach einem Reset alle paar Wochen erneut auftaucht. Zeit, diese Frage endlich einmal ausführlich zu beantworten.
Vorher immer an ein vollständiges Backup denken
Wenn es um das Zurücksetzten von WordPress oder um Arbeiten an der Datenbank geht, dann solltet ihr immer daran denken, ein Backup zu erstellen. Ohne ein entsprechendes Backup ist eure WordPress Website im Zweifel unwiederbringlich beschädigt oder gelöscht, sollte mal etwas schiefgehen. Gerade im Bereich der Datenbank ist es sehr heikel Änderungen vorzunehmen, wenn ihr euch nicht wirklich gut damit auskennt.
Für automatisierte Backups kann ein WordPress Plugin eingesetzt werden, händische Backups sind aber natürlich ebenfalls möglich. Wer sich damit nicht sonderlich gut auskennt, sollte einen Blick in meinen Artikel werfen. Dort stelle ich euch sieben Plugins vor, mit denen ihr schnell und unkompliziert Backups von eurem WordPress Blog anfertigen könnt.
Wichtig ist nur, dass ihr vor derart großen Eingriffen in das CMS immer ein entsprechendes Backup erstellt habt. Denn ist die Datenbank erst einmal beschädigt, lässt sich das Backup meist schneller und einfacher wieder einspielen, als die Datenbank nach Fehlern zu durchsuchen und diese händisch zu beheben. Bevor ihr also irgendwelche Änderungen an WordPress, der Datenbank oder den Dateien vornehmt, denkt an ein vollständiges Backup eurer gesamten WordPress-Installation. Damit seid ihr immer auf der sicheren Seite, was auch passiert.
Möglichkeiten, um WordPress zurückzusetzen
Grundsätzlich kann WordPress auf gänzlich unterschiedliche Art und Weise zurückgesetzt werden. Ihr könnt beispielsweise nur die Datenbank resetten, das Content Management System selbst auf seinen Ursprungszustand zurückbringen oder auch nur die Konfiguration auf die Standardeinstellungen setzen. All das ist möglich, es muss nur eben klar sein, welches Ziel damit erreicht werden soll.
Wenn ihr möchtet, könnt ihr WordPress auch komplett neu installieren und die Daten, die ihr behalten wollt, händisch wieder hinzufügen. Es wird dann alles gelöscht und nach einem Clean Install nur noch das importiert, was weiterhin verwendet werden soll. Dieser Weg ist jedoch kompliziert, fehleranfällig und sorgt oft dafür, dass weniger versierte Nutzer sich nicht nur die Website zerstören, sondern hinterher auch keinen Content und keinen Zugang zu WordPress mehr haben. Die Methode ist daher nur für Profis und diejenigen gedacht, die wissen, was sie da tun. Doch die werden sicherlich nicht diesen Artikel lesen, sondern bereits darüber Bescheid wissen.
Praktischer ist es daher, den WordPress Reset mit einem Plugin durchzuführen. Dafür gibt es unter anderem die Erweiterung WP Reset. Die erstellt vor dem Reset erst einmal einen sogenannten Snapshot (Vorsicht: Dabei handelt es sich nicht um ein vollständiges Backup) und setzt dann auch nur die Bereiche zurück, die ihr zuvor ausgewählt habt. Das ist ziemlich komfortabel, weil sich auf diese Weise auch nur Teilbereiche von WordPress in ihren Ursprungszustand zurückversetzten lassen, während Content und Einstellungen beibehalten werden können. In den Einstellungen von WP Reset findet ihr außerdem verschiedene Tools vor, um etwa die .htaccess von WordPress, die Theme-Optionen oder auch den Cache in ihren Ursprungszustand zu versetzen.
Gründe, um WordPress zurückzusetzen
Grundsätzlich ist ein Reset nicht gerade erstrebenswert. Wer seinen WordPress Blog zurücksetzt, der kann sich fast immer auf sehr viel Arbeit gefasst machen. Schiefgehen kann dabei nämlich jede Menge und dann gilt es, die Probleme zeitnah zu beheben und dafür zu sorgen, dass der eigene WordPress Blog schnell wieder online ist. Prinzipiell solltet ihr euch also wirklich gut überlegen, ob ihr WordPress tatsächlich vollständig zurücksetzten möchtet.
Sinn ergibt das beispielsweise immer dann, wenn ihr das CMS vor langer Zeit und mit wenig praktischer Erfahrung installiert habt. Die meisten haben in solch einem Fall bereits viele Plugins und Themes ausprobiert und wieder entfernt, was eine Menge Datenmüll hinterlassen und die Datenbank entsprechend zugemüllt hat. Es liegen also zahlreiche Dateileichen auf dem Server, die nicht mehr benötigt werden und im schlimmsten Fall das System träge werden lassen. Auch bei einem Relaunch ergibt es Sinn, sich vorher darum zu kümmern, dass das Content Management System in einen möglichst ursprünglichen Zustand zu versetzt wurde.
Andere Gründe sind einfache Wartungsarbeiten. Mindestens einmal im Jahr sollte WordPress kontrolliert gesäubert werden. Das geschieht innerhalb der Community oft auch in Form eines sogenannte »Frühjahrsputzes«, bei dem ein allgemeiner Clean up dafür sorgt, dass WordPress von Altlasten befreit wird. Viele Blogger berichten auch regelmäßig über solche Wartungsarbeiten und Aufräumaktionen und veranstalten eine Challenge daraus, bei der jeder mitmachen soll und seine eigenen Tipps und Tricks vermittelt. Diese Art von Frühjahrsputz hilft dabei, das CMS instand zu halten und die Performance langfristig zu verbessern.
Meine Empfehlung für das Zurücksetzen von WordPress Blogs
Am Ende möchte ich erst einmal davor warnen, WordPress unüberlegt zurückzusetzen. Egal, ob ihr es komplett neu installiert, händisch zurücksetzt oder ein Plugin wie WP Reset dafür verwendet, die Gefahr, dass danach etwas nicht mehr wie gewohnt funktioniert, ist enorm groß. Setzt euer WordPress also nicht einfach so zurück, sondern nur dann, wenn ihr euch davon eine Lösung für ein bestehendes Problem erhofft. Zum Beispiel, wenn ein Theme oder ein Plugin nicht mehr wie gewohnt funktioniert und ihr euch von dem Reset Besserung versprecht.
Grundsätzlich ist auch immer ein Backup von großer Bedeutung. Ohne Backup solltet ihr niemals die Systemdateien von WordPress bearbeiten oder auch nur an ein Zurücksetzen denken. Zu groß ist die Gefahr, dass hinterher gar nichts mehr funktioniert und all eure Arbeit für immer verloren ist. Dann bleibt nur noch die Suche nach einer alten Version auf der Festplatte oder in der Wayback-Machine. Doch selbst solche Daten lassen sich meist nicht mehr ohne Weiteres einspielen.
Das Zurücksetzten von WordPress besitzt also die ein oder andere Tücke und kann gefährlich für die Daten in eurem WordPress Blog werden. Ein Zurücksetzen ist daher auch nur dann empfehlenswert, wenn ihr ein bestimmtes Problem lösen wollt oder hofft, es löst sich dadurch von allein. Allgemein kann ich gerade Anfängern aber nur davon abraten. Gibt es ein bestehendes Problem, ist es oft sinnvoller sich an einen Dienstleister wie mich zu wenden, der es kontrolliert für euch löst oder Hilfestellung leistet. Das ist sicherer und erspart euch unter Umständen eine Menge Ärger. Jeder, der es selbst versuchen möchte, weiß nun aber, welche Möglichkeiten es innerhalb von WordPress dafür gibt.
3 Kommentare
Lydia
Musste unseren Vereinsblog bislang einmal komplett neu installieren. Das war stressig, nervig und einiges funktionierte danach nicht mehr, weil das Backups irgendwie beschädigt war. Sollte man nach möglichkeit also immer vermeiden.
PS: Schöner Blog. Endlich mal ein WordPress Blog, der über die 0815 Themen und auch mal abseits dessen berichtet. Werde nachher noch etwas durch die älteren Artikel stöbern. Gefällt mir sehr gut bislang. 🙂 Weiter so!
Mario
Vielen Dank!
Bernd
Gerade überlegt WordPress komplett zu löschen und neu zu installieren, weil ich nicht wusste dass es auch einfach zurückgesetzt werden kann. Hast mir viel arbeit gespart. Danke dafür. Hättest es auch anders machen können, schließlich hilft es dir ja, wenn möglichst viele ihren Blog zerschießen. Hat aber alles gut geklappt 😉